Was Tom Pries und Winston Churchill gemeinsam haben...
„Wow!“, denke ich, als nach dem Planungstreffen für die Biggesee-Wanderfahrt eine Email von Tom mit dem Tagesprogramm kommt – „das ist mal 'ne Planung!“. Ein detaillierter Zeitplan regelt alle Aktivitäten: Vom Abriggern und Verladen der Boote über die „Rowing Session“ und andere Freizeitaktivitäten wie den Besuch des Panoramaparks Sauerland bis hin zu den Mahlzeiten und den Transfers. Respekt! Hier ist alles minutiös durchdacht. Ist Tom etwa ein genau so genialer Kopf wie der „Professor“ Sergio Marquina aus der sehr unterhaltsamen Netflix-Serie „Haus des Geldes“?
Dann aber der Schock: „Mittwoch, 22.05. … Donnerstag 23.05. … das ist ja schon diese Woche! Christi Himmelfahrt ist aber erst am 30. Mai. Habe ich da etwas falsch verstanden und mich in der Woche vertan? Ich habe doch jetzt noch gar keinen Urlaub...
Kurz in die Runde gefragt löst das Rätsel: „Oh nein, ich bin in der Woche verrutscht – immerhin stimmen die Wochentage, bitte daran orientieren.“ lautet Toms lapidare Antwort. Also alles gut und ich kann mich weiterhin auf meine erste Wanderfahrt freuen...
Am Christi Himmelfahrtsmorgen bin ich dann pünktlich am Bootshaus, um bei Max in der Pritsche mit dem Bootsanhänger mitzufahren. Mit dabei sind noch Micha und Tom. Wer jedoch ein wenig auf sich warten lässt ist … Max. Das ist verständlich, hat doch sein Vater Geburtstag und da kann er nicht gleich weg. Als er dann leicht verspätet kommt geht’s los: Die bereitgestellte Ausrüstung auf die Pritsche, Gepäck ins Auto, Anhänger ankoppeln... Anhänger ankoppeln? Moment, wieso passt der Stecker nicht? Gibt's da irgendwo einen Adapter? Nein? Oh...
Verschiedene Lösungsansätze werden versucht. U. a. spaziert Tom zu den Nassoven, um dort vielleicht jemanden zu finden, der ein solches Teil hat und Max fährt nochmal Tanken, aber die Lösung bringt dann nur Toms Ausflug zu seinem Vater, von dem er einen passenden Adapter mitbringt.
Abfahrt also mit ca. 1h45 Verspätung und spätestens da wurde mir klar, dass Tom es mit Winston Churchill hält: „Planning is everything, the plan is nothing!“. Ich entspanne und stelle mich auf ein stressfreies und doch nicht so streng durchgeplantes langes Wochenende ein...
Gut zwei Stunden später sind wir am Campingplatz am Biggessee angekommen und die Gruppe ist komplett: Mit den Familien Göse, Hammer und Schade sind wir insgesamt zu sechzehnt und decken ein sehr breites Alterspektrum ab von der kleinen Clara mit ihren gestandenen 8 Monaten, bis zu meinen zarten 50 Lenzen.
Das Revier Biggesee, der Lagerplatz für die Boote am Campingplatz und die Jugendherberge sind vielen aus dem Verein ja sicher schon von früheren Wanderfahrten bekannt. Für mich war das alles neu, aber ich muss sagen es hat mir ausnehmend gut gefallen und wir hatten auch sehr viel Glück mit dem Wetter. Auch die Landschaft ist wunderschön. Also perfekte Bedingungen für ein paar schöne „Rowing Sessions“ und andere Aktivitäten. Rudertechnisch ist für mich noch vieles neu, nachdem ich letztes Jahr im August ja erst angefangen hab. Und so erlebe ich auf der Wanderfahrt einige „erste Male“: Das erste Mal im Gig-Einer (gleich Donnerstags nach Ankunft und Aufriggern), das erste und das zweite Mal Riemen-Vierer rudern (ich habe ja schon mitbekommen, dass sich hier einige Geister scheiden, kann das aber nach diesen ersten Erfahrungen nicht nachvollziehen, denn es macht genauso Spaß wie mit Skulls), das erste Mal Renn-Einer (am Sonntag kurz vor der Rückfahrt), das erste Mal kentern und mit Boot ans Ufer schwimmen (auch am Sonntag kurz vor der Rückfahrt...).
Aber nicht nur für mich gibt es „erste Male“: Auch Ronja und Hannes dürfen sich an der langen Leine im Gig-Einer versuchen und Hannes dreht sogar seine erste Runde mit Tom im Renn-Zweier.
Ruderseitig bleibt noch folgende Erfahrung zu erwähnen und ich denke, dass dies für den gesamten Verein von Interesse ist und zukünftig dabei hilft, Wassersportaktivitäten mit Kindern zukünftig besser zu planen:
Man kann ein Schlauchboot hinter einem Riemen-Vierer herziehen!
Es gibt jedoch einige Kleinigkeiten zu beachten:
- Man sollte den Befestigungspunkt eher nicht auf der Oberseite am Bug, sondern an der Unterseite des Buges wählen. Dies verhindert, dass das Schlauchboot bei jedem Zug fast komplett unter Wasser gezogen wird.
- Man kann nicht davon ausgehen, dass die Kinder sich im Boot wohlfühlen und dort gerne länger verweilen, sobald der Wasserstand im Schlauchboot eine gewisse Höhe erreicht hat.
Dementsprechend muss man sich unterwegs auf Umsteigeaktionen vom Schlauchboot in das Ruderboot auf offenem Wasser einstellen.
Ab jetzt diese Punkte also immer beachten: Ihr könnt nicht sagen, wir hätten Euch nicht gewarnt und unsere Erfahrungen nicht mit Euch geteilt...
Ihr seht, wir hatten also ein ereignisreiches langes Wochenende auf der ganzen Linie. Es gab noch so viele Dinge, die ich noch gar nicht erwähnt habe. Der Ausflug zum Panoramapark Sauerland, bei dem besonders die Sommerrodelbahn den Kindern (also Max, Micha, Tom und mir) gefallen hat. Wobei ich schon sagen muss, dass ich das überlebensgroße sprechende Eichhorn, welches im Eingangsbereich des Parks die Kinder begrüßt, schon etwas gruselig fand. Dann die unbändige Energie, mit der vor allem Benny, Max, Micha und Viktor noch nach dem Abendessen mit den Kindern Fußball oder Volleyball gespielt haben. Und nicht zuletzt, die guten, tiefgründigen Gespräche und Toms Musikquiz bei den abendlichen Sessions im Gemeinschaftsraum (über weitere Details dieser abendlichen Sessions breiten wir aber lieber den Mantel des Schweigens...)
Mir hat es viel Spaß gemacht und ich freue mich, dass ich in einer so entspannten Atmosphäre viele nette Leute neu und besser kennen gelernt habe. Ich weiß nicht mehr wer es war, aber ich wurde vor der Fahrt ungläubig gefragt, ob ich wirklich bei der „Familienfahrt“ mitfahren wolle. Ja, es war zum Teil eine Familienfahrt, aber auch das Rudern kam nicht zu kurz und vor allem war es eine Fahrt, bei der alle entspannt waren und immer sie selbst sein konnten und keiner sich verstellen musste. Und das ist doch das Schönste und Wichtigste!
Und auch wenn Toms Zeitplan recht schnell ad acta gelegt wurde, wäre die Fahrt doch ohne Planung nicht so schön geworden wie sie war: Wir hatten immer lecker Essen und Trinken, einen wunderschönen Lagerplatz am See, alles Material was wir brauchten und mit Max einen hervorragenden Fahrer für das Zugfahrzeug. Ich hatte mich ja im Vorfeld auch angeboten, war aber im Nachhinein froh, dass ich diesen langen Bootsanhänger nicht manövrieren musste. Also an dieser Stelle nochmal einen herzlichen Dank an alle, die zur Organisation beigetragen haben!
Und für das kommende Jahr kann ich allen anderen nur sagen: „Keine Angst vor der Familienfahrt!“ Steffen G