Frankfurter Rudergesellschaft Nied 1921 e.V.

 

Rudererlebnis "Quer durch Berlin" 2018

Berlin. Die Hauptstadt. Und die Hauptstadt des Ruderns? Ich weiß es nicht, aber ganz sicher eine Hochburg: ein sehr großes Ruderrevier mit vielfältigen Seiten – ein Genuss für Ruderer aller Art.

Im Herbst gibt es drei große Ruderrennen in Berlin:

•    das spektakuläre 14km lange Rund um den Wannsee,

•    das London-artige 7km Langstreckenregatta Quer durch Berlin, sowie:

•    die Silberne Riemen – eine Kombination von Wanderfahrt-ähnliche „Sternfahrt“, 6300m Langstreckenregatta mit Sprint Einlage.

Vor Jahren habe ich von dem Rennen „Quer durch Berlin“ gehört und mehrmals hatte ich versucht, Bernd Ravens zu überzeugen, dass wir dahinfahren sollten – ohne Erfolg. 2013 und 2014 hatte ich das Glück, Rüdiger Dingeldey gewinnen zu können, beim Rund um den Wannsee mitzumachen – und was für eine landschaftlich wunderschöne Strecke!  Aber mir fehlte immer noch, erfahren zu dürfen, was genau „Quer durch Berlin“ für ein Erlebnis sein soll. Ich wollte unbedingt die 7km auf der Spree, von Charlottenburg ins Herzen der Stadt – zum Kanzleramt fahren. Nur an einem Tag im Jahr – am Tag des Quer durch Berlins darf man überhaupt auf diesem Flussabschnitt rudern. Die Chance musste ich wahrnehmen.

Endlich im Frühjahr 2018 war es soweit – Bernd ist am Ende seiner langen Liste von Ausreden angekommen: er hat keinen alternativen Termin nennen können – er musste sogar zusagen – und zugesagt hat er. Hurra!  Schnell waren auch 3 weitere Nieder dabei – Rüdiger Dingeldey, Stefan Ehrhard und Martin Wolters – also, wir waren schon 5. Für die restlichen 3 Ruderer sorgte Rüdiger – mit Freunden aus dem Leichtgewichts Bundeskader der 80-er und 90-er Jahre – Bremer Jörn Ehmke und die Berliner Klaus Altena und Michael Buchheit. Insbesondere hat Michael Buchheit, mehrfacher Weltmeister und Olympia-Teilnehmer in Atlanta, 1996, die Aufgabe angenommen, uns anzumelden, ein Boot zu organisieren und Unterkunft für uns zu finden. Und alles hat geklappt: was für ein wunderschönes Erlebnis! Und was für eine herzliche Berliner Gastfreundlichkeit der Familie Buchheit in ihrer schicken Wohnung am Berliner Prenzlauer Berg im Zentrum der Kultstadt!

…ABER wie erfahrene Achter-Ruderer gut wissen, hat Achterfahren mit Warten, und Achterrennen mit Nervenkitzel zu tun. Erst spät am Donnerstagabend vor dem Rennen am Samstag (praktisch früh am Freitag, während der Fahrt nach Berlin) hatten wir die Nachricht der Zusage für das Ausleihen eines Bootes der RG Wiking Berlin erhalten. Am Freitagnachmittag sollten wir dann das Boot bei der RG Wiking in Berlin-Neukölln abriggern, und beim Bootstransport helfen. Leider aber, zum vereinbarten Zeitpunkt war das Boot noch am Wasser – unterwegs mit den älteren Herren der Wiking. Der Zugwagenfahrer tauchte plötzlich auf und war sofort nervös: warum hatten wir nicht bereits den Anhänger komplett geladen? Glücklicherweise, konnte Gisi Ravens-Taeuber ihn mit Kaffee beruhigen. Das Boot kam nur Minuten später an, und sehr schnell konnten wir es abbauen und laden.

Später Freitagabend, am Ablegeplatz neben dem Start in Charlottenburg konnten wir auch das Boot schnell wieder riggern. Leider aber, zur Trainingsfahrt hat die temporäre Pritsche gefehlt. Der Kranwagen des Technischen Hilfswerks war zu Hand, aber die Arbeiten waren noch nicht im Gange. Keine Probefahrt auf der Strecke wäre an dem Abend möglich – und nicht nur wegen der fehlenden Pritsche und zunehmender Dunkelheit: außerdem hatten wir nur 7 Ruderer. Klaus Altena hat sich Anfang der Woche krank gemeldet – und damit war Michael, als lokaler Organisator wieder daran, schnell einen Ersatz zu finden.

Ein wunderschönes Wetter begrüßte uns zwei Stunden vor dem Rennen, am Samstagmorgen, 6. Oktober 2018, in Charlottenburg. Die Pritsche schwamm im Wasser und der gelbe Empacher Achter („12. Januar 1896“) lag bereit. Durch eine kleine Laufrunde mit Michael am Abend zuvor hatte Gisi sich mit der schwierigsten Stelle des Steuerns bekannt gemacht: an einer Stelle, müssen die Steuerleute zwischen 3 alternativen Fluss Abgänge richtig entscheiden, um ein ungewünschtes Streichen während des Rennens zu vermeiden!

Fast waren die Vorbereitungen perfekt – nur der achter Mann hat noch gefehlt – Martin Vannahme – ein Ruderkollege Michaels aus dem Ruderklub am Wannsee. Im Kopf hat die Idee spekuliert: vielleicht wäre Ohne Name sogar ein passenderer Namen?  Aber genau pünktlich zum Einstiegszeit tauchte der 2m-Riese auf – er hat über eine Stunde im Stau auf der Stadtautobahn (der bekannte AVUS) gestanden. Wir waren komplett – mit einem sehr nützlichen 6-er Mann, und hatten darüber hinaus noch Zeit zum normalen Aufwärmen. Noch hat die Zeit auch gereicht für die individuelle Anpassung der Auslegerhöhe – leider aber nicht zur Anpassung der Auslegerwinkel – und ein Paar Leute würden dann während des Rennen mit dem Ausheben des Endzugs schwer zu kämpfen haben.

Das Rennen selber lief sehr gut. Mit einer 32-er Schlagzahl sind wir schnell über die gesamten 7km gefahren, mit der zweitschnellster Zeit aller Masters-Mannschaften. Als Mannschaft der „E-Klasse“ (Mindestdurchschnittsalter 55 Jahre) war dies ein sehr gutes Ergebnis. Die einzige schnellere Mannschaft, aus dem Berliner Ruder Club (BRC), war aber auch in der Masters E Altersgruppe, und damit waren wir nicht nur im gesamten Masters-Rennen, sondern auch in unserer Altersgruppe „nur“ Zweiter. In allen anderen, jüngeren, Altersgruppen hätten wir einen Preis gewonnen. Für mich war aber einen Preis zweitrangig: das Erlebnis was einfach erstklassig, und ein langjähriger Traum ist in Erfüllung gegangen, trotz allen Hindernisse.

Schön war auch, das „Erlebnis Berlin“ bei Tag und Nacht – eine lebendige Stadt, während unseres Besuchs mit dem „Festival of Lights“ am Brandenburger Tor und am Alex-Turm noch pfiffige gemacht worden. Ich hoffe, die anderen haben Blut geleckt, Lust auf Berlin gewonnen und wollen wieder mitmachen! Schön wäre eine komplette Frankfurter Mannschaft!  Vielleicht im Rentenalter können wir sogar einen Aufenthalt über zwei Wochen organisieren, damit wir an darauffolgenden Wochenenden alle drei Berliner Großveranstaltungen mitmachen können? Als Mitorganisator des „Silbernen Riemens“ schulden wir sicherlich den Michael, seine Veranstaltung zu unterstützen.

Martin Clark im Oktober 2018

 













Start in Charlottenburg               












Ziel am Kanzleramt / Café Austern







Mannschaft v.l.: Michael Bucheit (7), Gisi Ravens-Taeuber (Steuerfrau), Bernd Ravens (1), Stefan Ehrhard (5), Martin Vannahme (6), Martin Clark (2), Martin Wolters (3), Rüdiger Dingeldey (4), Jörn Ehmke (8)