Frankfurter Rudergesellschaft Nied 1921 e.V.

 

Mainwanderfahrt Karlstadt - Miltenberg

London, Frankreich, Prag – wenn man alte Ausgaben unseres Megaphons durchliest kann man sich dem Eindruck nicht entziehen, dass die RGN’ler wahre Europabummler gewesen sind. Mittlerweile liegt die letzte echte Wanderfahrt von Ort zu Ort bereits gut zwanzig Jahre zurück – das war in etwa die Zeit, in der das Regattafieber unter besagten Wanderruderern grassierte und bis heute nicht ganz ausgeheilt ist. Einige Talsperrenausflüge der Altjugendlichen ausgenommen hat eine echte Wasserwanderung unter der Regie der FRGN in diesem Jahrtausend noch nicht stattgefunden.

Jedes Jahr wird unser Verein durch den Zugang neuer Mitglieder bereichert – einige finden bei uns den Einstieg ins Rudern, andere suchen sich aufgrund eines Umzuges oder Arbeitsplatzwechsels einen neuen Verein. So auch Sascha Meyer, der bis 2009 bei der Ruderabteilung des SV Hof seine Kilometer abgespult hatte. Da die Kontakte zum Heimatverein weiterhin bestehen stellte man fest dass sich die Nieder und Hofer Trainingsgruppen vom Anspruch her gleichen und so wurde irgendwann die Idee geboren, gemeinsam auf Wanderfahrt zu gehen.

Der Idee folgen erste Planungen, und Ende Januar 2013 hatte man die Route festgelegt: für beide Vereine gleichermaßen einfach zu erreichen sollte die Tour auf dem Main über drei Tage von Karlstadt nach Miltenberg führen. Als besonderes Highlight organisierten die Hofer Ruderkollegen eine Barke, die je nach Anzahl der Meldungen um ein bis zwei Nieder Boote ergänzt werden sollte. Nach der etwas schleppend verlaufenden Anmeldephase waren schließlich zwölf Hofer, fünf Nieder und ein neutraler Ruderer gefunden (bis heute ist nicht final geklärt, für welchen Verein Sascha nun mitgefahren ist).

Die Anreise am 17.05. gestaltete sich trotz dem freitäglichen Pfingstverkehr weitgehend problemlos. Nach Pizza und der ersten unruhigen Nacht wurde am nächsten Morgen die Barke in Empfang genommen, während mir reichlich Gelegenheiten geboten wurden meine Hängerfahrkünste zu vertiefen. (Danke an dieser Stelle an meine Eltern, was wären wir ohne euer Zugfahrzeug?). An der Schleuse Steinbach gab’s die erste Verpflegungspause und ich wechselte vom PKW in die Barke.

Nach abenteuerlichen Berichten über die Manövrierfähigkeit besagten Gefährts („Wir sind dreimal beim Ausfahren aus der Schleuse hängengeblieben…“)   und in Anbetracht des herrlichen Sonnenscheins konnte ich mir keinen besseren Platz als die komfortable Steuermannsbank der Barke vorstellen, wo ich den Rest des ersten Tages verbrachte. Die Steuerung der Barke reagierte tatsächlich extrem feinfühlig, so dass die Ansage der Bundesligaspielstände am Nachmittag teilweise etwas durcheinander geriet. Einmalig wird wohl auch die Ansage „Nicht wundern - an Steuerbord kommen uns gleich ein paar Autos entgegen“ bleiben, mit denen wir es geschwindigkeitstechnisch locker hätten aufnehmen können.

Die Nieder Delegation

Einfahrt Schleuse Steinbach















An unserem ersten Tagesziel Marktheidenfeld hatte der Landdienst bereits alle Einkäufe erledigt, so dass nach der wohlverdienten Dusche alsbald alle um den Grillplatz versammelt waren, wo der Abend bei Bier und Gesang ausklang. Die Unterbringung erfolgte über die gesamte Wanderfahrt hinweg in Bootshäusern der ansässigen Rudervereine, die sich auf Wanderrudertouristen regelrecht eingestellt haben und so eine gute Alternative zum Zelten bieten. Nach den immerhin 50KM an diesem Tag konnte dann auch fast jeder trotz der weiterhin enormen nächtlichen Geräuschkulisse geruhsam schlafen.

Sonniges Wetter empfing uns auch am nächsten Tag, an dem das Tagesziel das 30KM entfernte Wertheim war. Bereits am späten Vormittag legten wir Pause beim WSV Bettingen ein, einem sehr freundlichen Motorbootclub, der uns Liegeplätze für die Boote und seine Veranda für’s Mittagessen zur Verfügung stellte. Wohl aus purer Dankbarkeit und zum großen Amüsement der umliegenden Skipper gelang es Jo beim Wiedereinstieg in die Pappert nicht nur das Boot volllaufen zu lassen sondern auch sich und Holger, der bereits im Boot saß, im Yachthafen zu versenken. Den Barkefahrern blieb dieser Anblick leider verwehrt und Jo und Holger entschlossen sich kurzfristig in den Landdienst zu wechseln. Am frühen Nachmittag kündigten die schneller ziehenden Wolken und der auffrischende Wind von einem Wetterumschwung, so dass wir erleichtert waren Wertheim trockenen Fußes zu erreichen. Vom Bootshaus aus war dann auszumachen, dass der durch den Wind verursachte Wellengang zumindest unseren Pappert ein zweites Mal hätte kentern lassen können. Während des Abendessens in der Wertheimer Altstadt öffnete der Himmel dann seine Schleusen, die anschließende Altstadtführung absolvierten wir zwar wieder trockenen Fußes, jedoch sah man ob der Wettervorhersage für den Pfingstmontag einige Sorgenfalten in den Gesichtern.

Abfahrt in Marktheidenfeld

Der Pfingstmontag empfing uns dann auch ziemlich kühl und wolkenverhangen, aber immerhin trocken. Lange Ruderklamotten waren nun unabdingbar, und bevor es losgehen konnte mit der Barke war Lenzen angesagt. Im Laufe des Tages haben wir unseren Gutwetterkredit dann aber wohl für die nächsten Jahre aufgebraucht: auch auf der letzte Etappe von immerhin 25KM bis Miltenberg blieben wir komplett trocken und hatten somit allen Wetterprognosen der vorangegangenen Woche getrotzt. So erreichten wir Miltenberg gegen 14:00h, reinigten die Barke, verluden unseren Pappert und machten und nach der Verabschiedung auf die Heimreise – mit dem Versprechen nicht wieder zwanzig Jahre bis zur nächsten Wanderfahrt zu warten.tp

Copyright: Frankfurter Rudergesellschaft Nied